Entstehung des Jakominiplatzes
Durch Jahrhunderte war der Platz außerhalb des Stadttores nach Süden (Eisernes Tor) jener Ort, an dem Straßen aus verschiedenen Richtungen zusammenkamen. Da das Burgtor meist geschlossen war, führte auch der Weg nach Osten über diese Straßenkreuzung (siehe der Name Gleisdorfergasse).
Die Auflassung der Stadt als Festung (1782,1784) brachte die Möglichkeit, den Platz in das Wachstum von Graz einzubeziehen. Caspar Andreas Edler von Jacomini (1726-1805), ein Unternehmer, erwarb hier Grundstücke. Um den Platz entstand um 1786 eine Vorstadt nach einem einheitlichen Planungsmuster. Kurz war zu Ehren des Kaisers auch die Bezeichnung Josephstadt in Gebrauch, wurde aber bald durch den Namen des Eigners der örtlichen Grundherrschaft Neuhof verdrängt – so kam auch der Bezirk Jakomini zu seinem Namen. Seine heutige Begrenzung bekam er allerdings erst im Jahr 1900. Der Platz liegt im Bezirk Innere Stadt, die Häuser im Süden im sechsten Bezirk Jakomini, die Häuserfront im Osten (u. a. Steirerhofgebäude) liegt im Bezirk St. Leonhard. Der Jakominiplatz, Zentrum einer modernen Vorstadt, wurde im 19. Jahrhundert schnell zu einem bevorzugten Standplatz für Kutschen und Marktstände.
Seit mehr als 100 Jahren treffen sich hier die Straßenbahnlinien. Schon 1878 war der Jakominiplatz durch eine Pferdetramway mit dem (Haupt)Bahnhof verbunden. Wo vor 30 Jahren noch Privatwagen den Platz in einem nur schwer durchschaubaren Einbahnsystem befuhren, dominieren heute die Autobusse der Stadtwerke. Die ursprünglich am Karmeliterplatz aufgestellte Mariensäule, die an die Schlacht von St. Gotthard/Mogersdorf (1664) erinnert, schmückte von 1786 bis 1927 den Jakominiplatz. Seit 1928 steht sie Am Eisernen Tor, der damals Bismarckplatz genannt wurde.
Die Häuser am Jakominiplatz haben sich in den über 200 Jahren größtenteils kaum verändert. So wurden zwar die Erdgeschoße der Stadtgrabenhäuser im Westen des Platzes mehrfach umgebaut, die einstöckigen Vorstadthäuser bestehen aber noch immer. Anders verlief die Entwicklung an der baulichen Enge in Richtung Herrengasse. Geschäftsnamen wie Oblack, Scheiner und Mauerhofer sind an diesem Standort nur mehr Geschichte. Auch das noble Textilhaus Kraft (Das Englische Haus) mit seiner interessanten späthistoristischen Fassadengestaltung hat nun als Dorotheum ein anderes Äußeres und eine geänderte Funktion. Um 1780 entstand im Osten des Platzes der Gasthof „Zur Stadt Triest“. 1905 wechselte nach großzügigem Umbau der Name in „Steirerhof“. Das großbürgerliche Hotel stellte durch Jahrzehnte das Flaggschiff der Grazer Hotellerie dar. Das neue Geschäfts- und Bürozentrum fand nicht nur Anerkennung. Die Servicebauten der Verkehrsbetriebe, aber auch die Gesamtgestaltung haben in den letzten zehn Jahren dem „Jaki“ ein neues Aussehen gegeben.
Pläne, den Platz in Richtung Herrengasse zu öffnen, wie auch jene, die trennende Häuserfront als Hochhaus zu gestalten, blieben unrealisiert. 1930 hatte der Gemeinderat ein zwölfgeschossiges Gebäude als markantes Bauwerk des architektonischen Zeitgeistes bereits beschlossen – zum Glück fehlte das Geld. Die nationalsozialistische Stadtplanung wollte an beiden Endpunkten einer extrem verbreiteten Klosterwiesgasse monumentale Partei- und Verwaltungsgebäude errichten, deshalb waren mehr als 100 Häuser zum Abbruch vorgesehen. Die kleine Welt um und am Jakominiplatz hatte und hat auch noch heute ihre charakteristischen Eigenheiten. Die Grazer kennen sie und wissen damit zu leben.